22.04. bis 15.05. 2016

Wenn die Dinge lebendig werden, sind sie vielleicht bloß aus ganz besonderem Holze geschnitzt. Oder: Wer lügt sich hier was vor?

Es ist eine höchst eigenwillige Welt, die man betritt, wenn man sich in Latefa Wierschs Installationen begibt. Scheinbar Unbelebtem wird auf einmal Leben eingehaucht. Oder war der Geist schon immer in der Materie und die Künstlerin streicht bloß hervor, was wir alle kennen? Dass wir uns nämlich mit Dingen umgeben, die uns längst zu Gegenübern geworden sind. Während wir uns lieber als Dinge tarnen. Wir: Normierte Körper, die jeden ihrer Schritte quantifizieren. Und um uns: belebte Hölzer.

Oder sitzen wir gerade einer der benannten Lügen auf?

In ihrer höchst vielschichtigen und zugleich spielerischen Arbeit „Pinocchio’s Wood and Four Other Lies“ thematisiert Latefa Wiersch in verschrobener Bricolage aus zusammengestellt, -gestrickt, -genähten Arrangements von Alltags- und Dekorationsgegenständen, Kleidung und Möbeln unser Verhältnis zur Dingwelt, die längst zum Leben erwacht ist. Gleichzeitig wird unser Verhältnis zum eigenen Körper gespiegelt: Wo der Körper im Alltag immer überflüssiger wird, wenden wir uns ihm zu als ein formbares Objekt. Wildwuchernd Fleischiges wird derweil in den Bereich der Alb- oder der feuchten Träume verdrängt. Wierschs Objekte offenbaren beides. Und fragen nach, ob wir nicht längst wieder ein animistisches Volk sind, dessen belebtes Umfeld gerade dabei ist, die Macht zu übernehmen.

Die Installation wird zum Vexierbild: Wer spiegelt hier gerade wen? Und: Bedurfte es wirklich Meister Geppetto, um den kleinen Nasenmann zum Leben zu erwecken?

Die Vernissage findet am 22. April ab 19:30 Uhr statt. Dr. Martin Gesing, Kurator des Stadtmuseums Beckum, gibt eine Einführung in das Werk von Frau Wiersch.

Die Veranstaltung Kunst und Kinder findet am 23. April statt.

Finissage mit Künstlergespräch am 15. Mai von 14 bis 17 Uhr bei Kaffee und Kuchen.